Selbst hohe Ausbauraten „Erneuerbarer Energien“ besser „Regenerativer Stromerzeugungsanlagen“ machen die konventionelle Stromerzeugung nicht überflüssig. Das belegt der „Blick in die Zukunft“, der dank des Agora-Zukunftsmeters möglich ist. Zunächst jedoch die aktuelle* Wochenanalyse.
Montag, 2.1.2023 bis Sonntag, 8.1.2023
Factsheet KW 1/2023 – Chart, Produktion, Handelswoche, Import/Export/Preise, CO2, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040.
Anteil Wind- und PV-Strom 50,7 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 67,8 Prozent, davon Windstrom 48,4 Prozent, PV-Strom 2,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,6 Prozent.
In der ersten KW 2023 macht eine volatile Windstromerzeugung auf hohem Niveau es den konventionellen Stromproduzenten nahezu (Ausnahme: Wochenende) unmöglich, den Strombedarf Deutschlands passgenau abzudecken. Wobei Bedarf „passgenau decken, abdecken“ meint, das Verhältnis Strombedarf & Stromerzeugung möglichst in Einklang zu bringen, zu halten. Wenn sich ein Land, zum Beispiel Österreich, die Schweiz oder Norwegen mit Strom aus Deutschland „eindeckt“, Strom aus Deutschland importiert, gibt es folgende Möglichkeiten, diesen Strom zu nutzen:
Der Strom wird in das Stromnetz eingespeist und…
- …direkt zur Deckung des vorhandenen Bedarfs verwendet. Entsprechend werden andere Stromerzeuger nicht genutzt. Insbesondere kann auf elektrische Energie aus Wasserkraftwerken verzichtet werden. Die dort gespeicherte Energie kann später abgerufen, in Reserve gehalten werden.
- …verwendet, um zum Beispiel Pumpspeicherkraftwerke zu laden. Das hat Österreich in der 52. KW 2022offensichtlich in erheblichem Umfang getan. Das Land hat sich enorm mit Strom aus Deutschland „eingedeckt“. „Eindeckung“ meint die Speicherung der elektrischen Energie mittels besagter Pumpspeicherkraftwerke.
- Selbstverständlich ist eine Kombination aus beiden Varianten möglich.
- Deutschland hat nur geringe Möglichkeiten, überschüssigen Strom zu speichern.
Ein Blick in die Zukunft mittels des Zukunfts-Agorameters belegt, dass trotz hoher, massiver, angenommener Ausbauraten Wind- und PV-Kraftwerke (2030: 68 Prozent Anteil Regenerative; 2040: 86 Prozent Anteil Regenerative) immer noch zum Teil sehr große Versorgungslücken bleiben, die konventionell geschlossen werden müssen. Die Strom-Übererzeugung ist an vielen Tagen gewaltig, so dass die Preise wahrscheinlich in den Negativbereich rutschen werden. Denn Speichermöglichkeiten wird für solche Mengen überschüssigen Stroms nicht geben. Ein Verrechnen von erzeugtem Strom ist möglich und wird mit den üblichen Durchschnittbildungen auch regelmäßig gemacht und kommuniziert. Tatsächlich muss der Strom aber genau dann erzeugt werden, wenn die elektrische Energie benötigt wird. Es hilft nichts, wenn vor oder nach dem Bedarf viel Strom vorhanden war/ist. Der muss dann verkauft oder sogar verschenkt werden. Eine passgerechte Steuerung der Stromproduktion ist wegen der unkalkulierbaren Wind- und PV-Stromerzeugung fast unmöglich.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet zusätzlich zu den Links oben der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur ersten KW ab 2016.
* Abgehandelt wird immer die vorvergangene Woche bezogen auf das Erscheinungsdatum des Originalartikels. Das hat seinen Grund vor allem in der Belastbarkeit der Daten. Dabei gilt es zu beachten: Daten, die auch noch nach Wochen oder Monaten von der Bundesnetzagentur oder Agora verändert werden können. Nach einer Woche „Wartezeit“ ist das Datengerüst einigermaßen zuverlässig. Die gelieferten Daten sind allerdings nie endgültig. Bei den Korrekturen, die die Datengeber vornehmen, handelt es sich gleichwohl meistens nur um Nuancen. Um den aktuellen Stand zu Kontrollzwecken zu fixieren, wird für die jeweilige Analysewoche ein Factsheet als PNG erstellt.
Kompletter Artikel vom 17.1.2023 mit Tagesanalysen und wichtigen Hinweisen, Interviews und Videos
Rüdiger Stobbe, Dr. Ellen Walther-Klaus